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„Moorfrösche“ erforschen Federseenatur
Artikel von Kerstin Wernicke aus der Schwäbischen Zeitung vom 21.11.2023
Die faszinierende Moorlandschaft mit ihren Tieren und Pflanzen kennenlernen: Das können die Kinder des Naturkindergartens Bad Buchau künftig regelmäßig unter spielerischer Anleitung durch das Nabu-Naturschutzzentrum Federsee.
Einen spannenden Vormittag in der Federseenatur erleben und gemeinsam mit dem Nabu faszinierende Dinge entdecken, ausprobieren und erforschen - seit September kooperiert der Naturkindergarten Bad Buchau mit dem Nabu-Naturschutzzentrum Federsee. „Der Nabu lädt die Kinder ein, die zauberhafte Welt des Federseegebiets mit ihrer Artenvielfalt auf spielerische Art und Weise, mit allen Sinnen, zu entdecken und erforschen“, beschreibt die Leiterin des Naturkindergartens, Marita Heilig-Kernler, die Idee hinter der Zusammenarbeit.
Jeden Monat konzipiert das Nabu-Zentrum für die menschlichen „Moorfrösche“ ein exklusives Programm. Diesmal erwartet sie Nabu-Mitarbeiter Florian Diegritz, der im Naturschutzzentrum seinen Freiwilligendienst leistet. Die heutige Forschungsfrage lautet: Wie breiten sich Pflanzen aus, obwohl sie doch gar nicht laufen können? Die Früchte der unterwegs gefundenen Bachnelkenwurz zum Beispiel. Die Haare von Florians Kollegin Kerstin Wernicke sind zwar nicht ganz so struppig wie die eines Wildschweins, aber die mit Widerhaken versehenen borstigen Früchte der Bachnelkenwurz verhaken sich perfekt darin. Und so erfahren die Kinder ganz praktisch, wie Pflanzen tierische Kuriere nutzen, um ihre Samen zu verbreiten.
Welche Samen die Kinder noch kennen? Kastanien, klar. Loni schlägt die Vogelbeere vor. Da hört die Artenkenntnis bei vielen Erwachsenen längst auf - die Kinder im Naturkindergarten haben jedoch ein enormes Grundlagenwissen, stellt Florian erfreut fest. So müssen die Moorfrösche nicht lange überlegen, warum ein Baum Wurzeln hat: „Damit sie nicht umfallen. Und die trinken damit Wasser!“ Unterwegs kommen sie auch an der Moortroll-Burg vorbei, die sie im letzten Kurs mit Florians Kollegin Maria gebaut haben.
Die nächste Station: Das Eichhörnchen-Spiel, bei dem es gilt, sich in die Lage eines Eichhörnchens zu versetzen: Finden die Kinder ihre zuvor versteckten Nüsse wieder, sobald im Verlauf der erzählten Wintergeschichte der „Hunger“ aufkommt? Durch praktische Erfahrung erkennen sie unterschiedliche Strategien der Tiere, einen Nahrungsvorrat zu verstecken: alles auf einmal oder für jede Nahrungsportion ein separates Versteck? Und welche Tiere würden denn gerne Eichhörnchens Nahrungssvorrat plündern? Im Rahmen der Kooperation lernen die Kinder spielerisch viel über Nahrungsbeziehungen in der Natur, Räuber-Beute-Systeme und Anpassungsmechanismen im Lauf der Evolution.
Und trotz allen Wissens über Fledermäuse, Ahornsamen und Löwenzahn sind sie immer noch spontane, umwerfend sympathisch-freche Kinder: Als Florian beim nächsten Ratespiel darum bittet, die Lösung nicht etwa zu früh zu verraten, sondern nur einen Finger an die Nase zu legen, tönt ein Alternativ-Vorschlag aus der Gruppe: „Oder in die Nase!“. Die Bad Buchauer Moorfrösche sind ausgesprochen kreativ, das merkt Florian schnell.
„Bildung für nachhaltige Entwicklung ist eine Investition in die Zukunft und fängt nicht erst bei Erwachsenen an. Der Nabu freut sich außerordentlich, dass mit dieser Kooperation die Kinder rund um den Federsee die Möglichkeit bekommen, ihr Moor zu verstehen“, freut sich Katrin Fritzsch, die für den Nabu das Naturschutzzentrum leitet.
Möglich wurde die Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum durch eine finanzielle Unterstützung der Kreissparkasse Biberach, die die Kosten für die Nabu-Kurse abdeckt. „Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Kreissparkasse, die es durch ihre Spende möglich gemacht hat, in diese erlebnisreiche Kooperation zu starten“, betont Marita Heilig-Kernler. Das Programm des Nabu ergänze, erweitere, vertiefe und bereichere die pädagogische Arbeit des Kindergartens. Im nächsten Kurs werden die Kinder die pfiffigen Überwinterungsstrategien der Tiere kennenlernen.