Bis 1675 war der "Gute Ort" hinter Kappel, an der alten Saulgauer Straße. Der Friedhof wurde 1650 angelegt und diente auch den Juden aus Mittelbiberach und Aulendorf. 1675 war die erste Beisetzung, es war Levi Israel, Sohn des Abraham Günzburger aus Aulendorf. Fast 1 000 Tote ruhen auf dem Friedhof. Da nach jüdischem Gesetz für die Toten ewige Grabesruhe gilt, wurde der Friedhof im alten Teil teilweise mit 3 Grabreihen übereinander belegt, weil es anfänglich nicht möglich war den Friedhof zu erweitern. Erst nach der Emanzipation war es möglich 1850 und 1892 weitere Grundstücke zu erwerben, so dass der Friedhof heute eine Größe von 66,98 Ar hat. Die Grabsteine schauen alle mit der Stirnseite nach Osten. Leider wurde der Friedhof im 3 Reich geschändet und Grabmale zerstört und auch entfernt.
Wer sich Zeit nimmt um auf dem Friedhof die Grabsteininschriften zu entziffern wird schnell erkennen, dass die Inschriften ganze Lebensgeschichten erzählen. Wie durch Krankheit viele Mitglieder einer Familie starben, oder wie angesehen der Verstorbene in der Gemeinde war. Auch über die Grabsymbole ist einiges über die Verstorbenen zu erfahren. Gebrochene Säulen erinnern an den „Abbruch des Lebens“, ein Junger Mensch liegt hier begraben. Beim Grab von Lazarus Wallersteiner gibt es drei Symbole. Das aufgeschlagene Buch, das Messer und ein Schofar (Widderhorn). Das Buch weist auf seinen frommen Lebenswandel hin. Das Messer zeichnet ihn aus als „Mohle“ der Gemeinde, er beschnitt die jüdischen Buben und führte sie ein in Abrahams Bund. Der Schofar weist auf das Ehrenamt des Schofarbläsers in der Gemeinde hin. Der Schofar wird traditionell an Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahr in der Synagoge geblasen.
Auf vielen Gräbern sind kleine Gedenksteinchen, ein Zeichen, dass das Grab besucht wurde. Ein Symbol aus der Zeit, als die Juden noch unbefestigte Friedhöfe hatten und jeder Stein zum Erhalt des Grabes beitrug.
(© C. Mayenberger)