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Katholische Pfarrkirche
Die altehrwürdige katholische Pfarrkirche St. Cornelius und Cyprian trägt in ihrem Äußeren ein mehrfaches Gepräge. Ihr sattelgedeckter, 33 m hoher Glockenturm entstammt dem hohen und späten Mittelalter. Für die Romanik spricht der aus Moränekieseln gefügte, mit schmalen Schlitzen versehene Turmunterteil. Seine ursprünglichen Schallfenster mit ihrer Mittelsäule wurden beim Umbau während der Gotik in Spitzbögen verwandelt.
Der über dem Stabgesimse aus Backsteinen gefügte Dachaufbau erhielt vier gleichartige Maßwerkfenster sowie einen Giebel, der mit fialenbekrönten Lisenen, Kielbogennischen und fünf Hausteinschilden geschmückt wurde. Sie zeigen das Wappen des Stifts (Kreuz, Sonne, Mond), der Stadt (Buchenzweige, Fisch), der Montfort (Fahne mit drei Wimpeln) und St. Irmgards (drei Lilien). Da der Sandstein nach fast einem halben Jahrtausend stark verwittert war, wurde er 1956 bei der Außenrenovation durch Crailsheimer Muschelkalk ersetzt. Das steile Satteldach schließlich dürfte vom romanischen Vorgängerbau übernommen worden sein.
An das Spätmittelalter erinnern auch noch die vier ostseitigen Strebepfeiler und die Spitzbögen beiderseits der Rundbogenfenster. Die rundliche Apsis hingegen ist eine Zutat des Barock. An der nördlichen Chorwand wurde eine 1955 zum Vorschein gekommene romanische Steinsäule mit den dazugehörigen Rundbögen frei gelassen. Daraus geht hervor, dass die um 1040 neu erbaute Stiftsbasilika dreischiffig war und drei Apsiden besaß. Einsichten in den Untergrund haben das bestätigt.
Das geschichtsträchtige Langhaus trägt außen und erst recht innen das Gepräge des Klassizismus. Zu verdanken ist das Pierre Michel D’Ixnard, (1723-1764), einem aus dem Languedoc gebürtigen Straßburger Baumeister. Zuvor hatte eine im Herbst 1773 auf Kapitelsbeschluss einberufene Baukommission darüber beraten, ob die mittelalterliche Kirche instandgesetzt werden könne oder ob ein Umbau notwendig sei. Ihre Mitglieder hatten sich zunächst für eine „Reparatur“ angesprochen. Anstelle des spätgotischen Gewölbes im Chorraum und der flachen Holzdecke im Schiff sollten neue Stuckdecken eingezogen, die schmucklosen Pfeiler mit Lisenen versehen, der Triumphbogen umgestaltet und größere Fenster eingebrochen werden. Aber kaum hatte man mit den Arbeiten begonnen, zeigte es sich, dass alles Stückwerk bliebe. Der zu Rate gezogene Franzose, der 1767-1773 die Stiftsgebäude umgestaltet hatte, empfahl auch hier einen Umbau und erhielt dafür auch den Auftrag. Daraufhin fügte er 1774-1776 den heutigen klassizistischen Festsaal an den barockisierten halbrund geschlossenen Chor.
Mit der Bauaufsicht betraut hatte man den einheimischen Stiftsbauinspektor Franz Joseph Jäger (18. Jh.). Bauleiter war der Wurzacher Stuckator Johann Jacob Ruez (1728-1782), der nebenher nach Buchauer Vorbild die dortige Pfarrkirche neu empor führte und beidenorts den Stuckzierrat anbrachte. An die Hand ging ihm dabei sein Landsmann Michael Birker. Die Deckengemälde oblagen Andreas Brugger (1737-1812) aus Langenargen und Johann Georg Mesmer (1715-1798) aus Saulgau. Als Bildhauer wirkten die beiden Riedlinger Christian – Vater Johann Joseph (1706-1777) und Sohn Franz Joseph (1739 -1798) – mit. Ebenso Johann Castor Axmann und Franz Schneider. Als Marmorierer waren Chrysostomus Grünwald und Johann Schiller am Werk. Die Schreinerarbeiten führte der Bregenzerwälder Michael Muxel aus. Joseph Hölz (1722-1792) aus Altheim wieder fasste und vergoldete Altäre, Kanzel, Beichtstühle und Ornamente und malte auf Stuckplatten einen neuen Kreuzweg. Die Bodenplatten verlegte der Marchtaler Steinhauer Tiberus Moosbrugger (1727-1799). Die Orgel mit zwei Manualen und 28 klingenden Registern wurde von Johann Nepomuk Holzhey (1741-1809) aus Ottobeuren gebaut. Die Kirchweihe erfolgte am 14. September 1776 durch den Konstanzer Diözesanbischof Maximilian Christoph von Rodt (1775-1800). Umfassende Renovationen erfolgten 1938-1944 (Innenraum), 1956-1958 (Äußeres mit Sakristei-Neubau), 1963 (Bestuhlung), 1966 (Portal) und nochmals 1982-1984.
360 Grad Rundgang durch die Stiftskirche
Zum 360 Grad Rundgang in der Stiftskirche von der Seelsorgeeinheit Federsee.